Zeittafel des Mittelalters
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  Das europäische Mittelalter wurde durch drei Elemente wesentlich geprägt: die christliche Kirche und deren Machtentfaltung, die germanische Herrschaftsform und die römische Kultur und Sprache.
Als die Germanen in Italien das Langobardenreich gegründet hatten, sahen sie sich als Erben des alten Imperiums. Ihre Kultur wurde jedoch allmählich besiegt und in die Strömungen der römischen eingeschmolzen.
Im Norden schufen sie einen fränkischen Staat (mit dem Schwerpunkt auf den linksrheinischen Gebieten) mit germanisch typischen Machtverhältnissen von König und Adel auf der wirtschaftlichen Basis der Grundherrschaft (später Lehnswesen).
Die römisch-katholische Kirche, die antikes Kulturgut in sich trug, suchte nach dem Zerfall des Römischen Reiches Rückhalt, den sie bei den inzwischen überaus mächtig gewordenen Franken fand: König Chlodwigs Übertritt zum römisch-katholischen Glauben verband das Alte mit dem Neuen zu einer gestärkten Einheit. So entstand das fränkische, kirchlich geprägte Kaisertum als dritte Macht neben Byzanz und später dem Islam.
Den germanischen Staatengründungen in Westeuropa folgten die Besiedlungen im Osten: Die Slawen drangen bis Elbe und Saale vor und bevölkerten außerdem den Balkan. Obwohl kulturell noch wenig entwickelt, traten sie neben Germanen- und Romanentum als eine Europas Entwicklung mitbestimmende Macht hervor.
 
     



 

 Frühmittelalter

468 n.Chr.

Die Franken gründeten durch Chlodwig (482-511) ein Königreich.

486 n.Chr.

Sieg der Franken über die Alemannen und Westgoten, wonach das Reich fast das gesamte Gebiet des heutigen Frankreichs umfasste.

498 n.Chr.

Übertritt König Chlodwigs zum katholischen Glauben. Die Kirche erwuchs zur politischen Stütze des Reiches.

511 n.Chr.

Nach dem Tode Chlodwigs wurde das Reich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt.

531 n.Chr.

Die Merowinger eroberten Thüringen und unterwarfen das Burgunderreich.

539 n.Chr.

Sieg der Merowinger über die Ostgoten.

614 n.Chr.

Die größten Länder des Reiches der Franken wie Austrien, Neustrien und Burgund erhielten Verwaltungsautonomie. An die Spitze der königlichen Hofverwaltung traten Adelige, sog. Hausmeier (major domus). Durch Machtansprüche der Hausmeier und daraus folgende innere Wirren begann der Zerfall des merowingischen Staatswesens und begünstigte den Aufstieg der Karolinger.

687 n.Chr.

Pippin II. der Mittlere (Regierungszeit 679-714) weitete die Macht der Karolinger aus und wurde als Majordomus von Austrien nach kriegerischen Auseinandersetzungen Hausmeier des Gesamtreiches. Sein unehelicher Sohn Karl Martell (Regierungszeit 714-741), ebenfalls Majordomus, führte das Reich wieder zusammen und unterwarf die Alemannen und Thüringer.

732 n.Chr.

Karl Martell besiegte in der Schlacht von Tours und Poitiers die inzwischen nach Europa über Spanien vorgedrungenen Araber. Kurz vor seinem Tode teilte er das Reich unter seinen Söhnen auf: Karlmann (Regierungszeit 741-747) erhielt den Osten des Reiches mit Austrien, Schwaben und Thüringen, Pippin III. der Jüngere bekam mit Neustrien, Burgund und der Provence die westlichen Landesteile zugesprochen.

751 n.Chr.

Pippin III. von den Franken zum König gewählt. Er ließ sich auf Anraten des Papstes als erster fränkischer König mit dem heiligen Öl salben. Damit erkannte er die geistige Herrschaft des Papstes an.

768 n.Chr.

teilte Pippin das Frankenreich unter seinen Söhnen Karl (der Große) und Karlmann, der 771 stirbt, auf.

Ab 768 n.Chr.

führte Karl der Große erfolgreiche Kriege gegen die Langobarden und die germanischen Stämme im Norden und unterwarf und christianisierte diese.

800 n.Chr.

Kaiserkrönung Karls des Großen in Rom durch Papst Leo III.

814 n.Chr.

regierte nach dem Tode Karls sein Sohn Ludwig der Fromme (bis 840). Durch die Nachgiebigkeit Ludwigs gegenüber der Kirche und dem Adel entstand ein Rückgang der Zentralmacht des Frankenreiches.

843 n.Chr.

Reichsteilung: Im Vertrag von Verdun wurde das Reich Karls des Großen unterteilt in ein Mittel-, Ost- und Westreich. Kaiser Lothar I. (840-855) erhielt das Mittelreich mit den Kaiserstädten Aachen und Rom, Ludwig der Deutsche (843-876) das Ostfrankenreich, Karl II., der Kahle (843-877) das Westfrankenreich zugesprochen.

870 n.Chr.

Aufteilung des Mittelreiches mit Lothringen, Burgund, der Provence und Italien auf das Ost- und Westfrankenreich.

Ab 871 n.Chr.

wurde England von angelsächsischen Königen regiert, die aus den skandinavischen Normannen hervorgingen.

Hochmittelalter

919 n.Chr.

Heinrich I. zum König von Franken und Sachsen gewählt. Erstmalige Verwendung des Namens "Reich der Deutschen". Er führte heftige Kämpfe gegen die Dänen, Ungarn und heidnischen Slawen zwischen Elbe und Oder.

936 n.Chr.

Ernennung Otto I. (Sohn Heinrichs) zum König.

962 n.Chr.

Krönung Ottos (des Großen) vom Papst zum Römischen Kaiser.

Um 1000 n.Chr.

Entdeckung der Nordostküste Amerikas durch die von Island aus begonnenen Osebergschiffahrten der Wikinger.

1024 n.Chr.

Auf die sächsischen Ottonen folgten mit Konrad II. die fränkischen Salier, die das deutsche Reich nach Osten und Westen erweiterten.

1096 n.Chr.

Beginn der Kreuzzüge. Die von dem Araber Mohammed in Mekka 630 begründete Religion des Islams wurde zur Bedrohung für Byzanz. Da sich auch die heiligen Stätten des Christentums in Jerusalem in den Händen der Araber befanden, rief Papst Gregor VII. zum Kreuzzug auf.
Das Ziel der Kreuzzüge, den Islam niederzuwerfen, wurde jedoch nicht erreicht und scheiterte an den nationalen Interessen der beteiligten Ritterschaften.

1096-1099 Erster Kreuzzug (15.7.1099 Erstürmung Jerusalems)
1147-1149 Zweiter Kreuzzug.
1189-1192 Dritter Kreuzzug.
1202-1204 Vierter Kreuzzug.
1218-1229 Fünfter Kreuzzug.
1248-1254 Sechster Kreuzzug.
1270 Siebenter Kreuzzug.

Folge der Kreuzzüge waren die Gründung von Ritterorden (Johanniter und Deutscher Orden).

987-1259 n.Chr.

Kapetinger-Könige in Frankreich

1066 n.Chr.

Nach der siegreichen Schlacht bei Hastings wurde England von französischen Normannen unterworfen. Auf Wilhelm den Eroberer (1066-1087 König von England) folgten bis 1272 mehrere Könige, darunter der dänische Wikinger Knut der Große. Aus angelsächsischen und normannisch-romanischen Elementen auf keltischer Grundlage formte sich die englische Nation.

1125-1190 n.Chr.

Deutsches Reich der Staufer-Könige

1158 n.Chr.

Regierungsbeginn Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Unter ihm erreichte die Stauferzeit ihre Blüte in Baukunst, höfischer Ritterkultur und Wissenschaft (um 1200 Gründung von Universitäten in Paris und Bologna).

1215 n.Chr.

Magna Charta (libertatum) in England: König Johann ("ohne Land") verbriefte das Widerstandsrecht der Barone gegen den englischen König. Die Magna Charta gilt als Grundstein der englischen Verfassung.

1227-1254 n.Chr.

Erbitterter Machtkampf der Staufer mit dem Papsttum, der mit dem Tod des Stauferkönigs Friedrich II. im Jahre 1250 endet. Sein Tod beendete gleichzeitig die Stauferepoche.

Um 1250 n.Chr.

Beginn der Inquisition, der Verfolgung von Menschen, die von den katholischen Glaubenssätzen abwichen, als Ketzer sowie deren Folterungen und Verbrennungen. Im Laufe der Zeit mehrere Millionen Opfer.

Spätmittelalter

1273-1291 n.Chr.

Rudolf I. von Habsburg König des Deutschen Reiches als erster Herrscher der Habsburger.

1309-1377 n.Chr.

Das Papsttum geriet nach seinem übersteigerten Machtanspruch - zuletzt unter Papst Bonifaz VIII. (1294-1303) in völlige Abhängigkeit von Frankreich. Fast siebzig Jahre bestand eine Schattenherrschaft der Päpste in Avignon weiter ("Babylonische Gefangenschaft der Kirche").

1328-1498 n.Chr.

Regierung von Königen aus dem Hause Valois, einer Nebenlinie der Kapetinger. Unter ihrem ersten Repräsentanten Philipp VI. (1328-1350) begann

1339 n.Chr.

der Hundertjährige Krieg Frankreichs mit England, der mit Unterbrechungen bis 1453 dauerte. Er wurde ausgelöst durch Erbansprüche Eduards III. an den französischen Thron und endete mit der wirtschaftlichen Ausblutung beider Länder.

Um 1350 n.Chr.

Beginn der Blütezeit der Hanse, ein Zusammenschluss nordeuropäischer, vorwiegend deutscher Städte, zur Sicherung von Handel und Schifffahrt. Die Kolonisation des Ostens steigerte den Warenaustausch (Rohprodukte aus dem Osten, Fertigwaren aus dem Westen). Die Städte erhielten Selbstverwaltungsrechte und damit starken politischen Einfluss. Es wurden Verkehrsverbindungen ausgebaut, so dass sich auch der Landhandel über die Landesgrenzen hinaus entwickeln konnte. Neben dem feudalistischen Adelsstand entstand allmählich das Bürgertum.

1356 n.Chr.

Die goldene Bulle regelte die Königswahl durch drei geistliche und vier weltliche Reichsfürsten. Krönungsort war von 936 bis 1531 Aachen, dann Frankfurt.

1280-1368 n.Chr.

herrschten in Außereuropa die Mongolen vor und unterhielten ein Weltreich mit Zentrum in China. Eine westasiatische Machtballung der Mongolenzeit war das Reich der "Goldenen Horde". In den Teilfürstentümern, die von den Mongolen in Rußland beherrscht wurden, entwickelten sich Gegenströmungen mit dem Zentrum Moskau.

1328-1341 n.Chr.

Beginn der "Sammlung der russischen Erde" durch Iwan I. mit langsamer Ausdehnung. Die erfolgreiche Verdrängung der Goldenen Horde fand jedoch erst 1502 statt.

1410 n.Chr.

Niederlage des Deutschen Ritterordens gegen ein polnisch- litauisches Heer bei Tannenberg. Niedergang nach hoher wirtschaftlicher und kultureller Blütezeit im 14. Jahrhundert.

1453 n.Chr.

endete das oströmische Reich Byzanz nach über tausend Jahren durch türkische Eroberung. Die Türken drangen nach der Eroberung auf den Balkan vor.
Die Folge der Eroberung von Byzanz war die Flucht vieler Gelehrter nach Italien. Sie brachten das Gedankengut des griechischen Altertums mit und begründeten so die Wiedergeburt der Antike, die italienische Renaissance.

1455-1485 n.Chr.

In England bekämpften sich die Adelshäuser Lancaster (Wappen: Rote Rose) und York (Wappen: Weiße Rose) in den sogenannten Rosenkriegen, in denen die Zahl der Adeligen durch Ausrottung auf die Hälfte dezimiert wurde.

1470 n.Chr.

Aufbau eines spanischen Reiches unter Isabella von Kastilien (1474-1504) und Ferdinand II. von Aragonien (1479-1516). Ausgelöst durch die streng katholischen Herrscher, fanden

1481 n.Chr.

Höhepunkte der Inquisitionen statt.

1493-1519 n.Chr.

versuchte Maximilian I. der inneren Zerrüttung des Deutschen Reiches (Fehdewesen, Raubrittertum) durch einen "Ewigen Landfrieden" zu begegnen. Er zeigte starkes Interesse an bürgerlicher Wirtschaft und Technik, förderte die aufkommende Artillerie und trug dazu bei, das Ritterwesen zugunsten der Landsknechte (mit Musketen bewaffnete Fußsoldaten) zurückzudrängen.

Quelle der obigen Zeittafel: Schnell nachgeschlagen - schnell gewusst. Kapp Verlag, Bensheim - 1981